Ein typischer Samstag-Abend in den 80er Jahren. Der Badewanne entschlüpft, schon in Schlafanzug und Bademantel, Kakaoduft in der Luft, die Familie vorm Fernseher versammelt. Heute kommt „Wetten, dass?!“ Ach, was ist dieser Tommy Gottschalk wieder lustig! Was reißt er für Schoten, was für ein göttlicher Schalk!
jjj
Vorgestern. Wieder ein Samstag-Abend.
Der göttliche Schalk, er ist wahrlich von gestern, ist sexistisch, frauenfeindlich, repetiert überholte Stereotype:
„Na, Ana, hilft dir Bastian auch gut im Haushalt?“,
„Ach, Shirin, du bist tatsächlich Opernfan und das, obwohl du Influencerin bist?“
jjj
Mit Gottschalks Statement am Ende der Sendung, er ziehe sich zurück, weil er im Fernsehen nicht mehr so frei reden könne, wie in seinem Wohnzimmer, belegt Gottschalk: Ja, er ist aus der Zeit gefallen. Er bekommt nicht mit, will nicht mitbekommen, dass Witze auf Kosten anderer Menschen billig sind, dass „wir“ dabei sind, und es endlich probieren, Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Rassismus zu überwinden. (Ist noch richtig viel Arbeit, und ja, es ist anstrengend.)
jjj
Mit diesem Statement riskiert Gottschalk ein weiteres: Er liefert jenen eine populistische Steilvorlage, die finden, „man dürfe hier immer weniger sagen“. Klaro, dass sie sofort ein Meme draus machen, es jetzt herumreichen, sich bestätigt fühlen. Das ist tragisch und gefährlich. Denn was damals populär war, ist heute schon längst nicht mehr lustig, sondern platter Populismus.