Geht es dir auch so? Waren für Dich die letzten Tage auch wieder heftig, was unsere Kommunikation als Kollektiv angeht? Ich finde es auch kein Wunder, dass der Ton teilweise so derbe ist, denn schließlich schlagen die Medien wie auch einige Politiker*innen ebenfalls in die gleiche Kerbe und stehen dem in nichts nach – wenn ich da nur an die letzten Titel des SPIEGEL („Schimpf und Schande. Die neue deutsche Unfähigkeit“) wie auch des STERN („Jetzt lasst die Profis ran. Wo Merkel, Spahn und Co. versagen, braucht es nun erfahrene Krisenmanager“) denke wie auch an einige Politiker*innen, (bspw. Wolfgang Kubicki: „Die Bundesregierung ist vielfach gescheitert.“) (Zum Glück habe ich als Ausgleich gerade wundervoll stärkendes Miteinander und eine sehr wohlwollende, stärkende Kommunikation beim Pioneers-Summit erlebt.)

Die Baustelle der Anderen…

Im Austeilen und die Verantwortung anderen zuschreiben, sind wir gut dabei. Doch zu was führt das?

Ich wünsche dir und mir, dass wir endlich aufhören, uns zu beschimpfen und verallgemeinernde Zuschreibungen auszusprechen. Das bringt uns nicht weiter. Wir drehen uns im Kreis. Auch wenn sich die Lager nicht mehr so nennen, die Spaltung in „Schlafschafe“ und „Erwachte“ bleibt noch immer. Wir dürfen sie aufbrechen. Wir dürfen uns wieder zuzuhören beginnen. Ich bin fest überzeugt, dass darin die Lösung liegt.

Ich passe in keine Schublade so richtig – am ehesten wohl in den Augen so einiger in die Kategorie das „Schlafschafs“. Ich habe das gerade in den letzten Wochen immer wieder so erlebt, dass ich in diese Schublade sortiert und automatisch mit Zuschreibungen versehen werde, die ich mir nicht anstecken lasse. Daher mag ich folgendes klarstellen:

  1. Zum zigsten Mal: Nein, ich habe keine Angst, und ich duckmäusere auch nicht. Mir geht es gut, und ich mache meinen Mund auf, wenn mir danach ist. Und ich höre auch gerne mal zu.
  2. Ebenfalls zum zigsten Mal: Ich plappere niemandes Meinung nach, sondern bilde sie mir selbst. (Ja, auch in den „Mainstream-Medien“)
  3. Nein, ich bin nicht zu bequem, um mich mit Systemfragen auseinander zu setzen. Ich kritisiere seit Jahren Kapitalismus, Lobbyismus sowie die daraus resultierenden Oligopol- und Monopol-Bildungen. Dafür andere Lösungen zu finden, engagiere ich mich seit Jahren. Blättere gern in mein aktuelles Buch @Make World Wonder, es ist voll von Lösungsansätzen.
  4. Neues beliebtes Etikett: „Du leidest ja eh unter dem Stockholm-Syndrom, kriegst das gar nicht mehr mit, weil du so hörig bist.“ Hört sich ja auch so schön komplex an, ist aber eine sehr verallgemeinerte Zuschreibung, die vielleicht verunsichert, wenn mensch zum ersten Mal damit konfrontiert ist. Ziel vorerst erreicht.

Danke, wenn solche Zuschreibungen künftig unterbleiben. Bitte lass uns dabei nicht stehen bleiben, sondern einen Schritt weitergehen.

The Great Awakening

Was ich ebenfalls nicht mag, ist dieser „prophetische Verkündungston“, den ich in so manchen Postings von Menschen aus der spirituellen Szene finde, die die Situation als Inszenierung einer faschistoiden Elite ansieht, die von langer Hand geplant nun die Macht immer weiter an sich reiße, um „uns“ immer mehr zu unterdrücken, unterzujochen und hörig zu machen. Demzufolge bräuchte es eine Revolution, einen Sturz dieser Elite, ansonsten würden wir untergehen. Diese Argumentation ist ebenfalls spaltend, eine andere Form von vereinfachender Lagerbildung – gegen die etablierte Politik und Wirtschaft gerichtet. Sie ist für mich eine Fortsetzung des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Prinzip. Es ist verbale Kriegsführung.

Absolutes No Go ist dabei – und das sollte spätestens seit der „Jana aus Kassel“-Geschichte klar sein – sich mit Zitaten von Anne Frank, Sophie Scholl oder auch Victor Frankl zu schmücken. Nein, unsere Situation ist nicht annähernd mit der ihrigen vergleichbar. Victor Frank hat sein „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ während des KZs in Auschwitz gefunden, mehrfach war der dem Tod näher als dem Leben. Du kannst nicht ernsthaft behaupten, unsere Lage sei ähnlich – und NEIN: sie wird es auch nicht.

Keine schnellen Antworten und: Wohlwollen

Ja, die Situation ist komplex. Ja, auch ich bin diesen Dauer-Lockdown leid und dass dies kombiniert mit Impfungen offenbar bisher die einzige Lösung ist. Ja, ich finde auch, dass es integralere Antworten braucht.

Was ich mir wünsche, ist, dass wir uns wieder wirklich zuhören und in Austausch kommen. Um diese Antworten gemeinsam zu finden. Freundlich und zugewandt. „Wohlwollen schafft Wunder“, hatte ich wohl nicht ohne Grund zu meinem Jahresmotto auserkoren. Heute habe ich mich wieder erinnert. Wohlwollen stärkt, Wohlwollen öffnet, Wohlwollen schafft Lösungen.

Eine gute, konstruktive Streitkultur dürfen wir wohl alle noch lernen. Wir müssen Missstände benennen, sie dürfen nicht übertüncht werden, aber wir dürfen uns dabei nicht zerfleischen und mit Vorwürfen überhäufen, uns dabei kleinmachen und kleinhalten. Das ist Energieverschwendung und Gift. Wir brauchen eher ganz viel Dünger. Für Lösungen. Ein wenig mehr Wohlwollen könnte da helfen.

Und ich wünsche mir, dass wir uns nach vorn ausrichten. Jetzt ist die Chance, die Zukunft zu bauen, in einigen Monaten stehen einige wichtige Wahlen an. Wir können Weichen stellen. Albert Einstein sagte: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Welche Zukunft wünschst du dir, und was kannst du jetzt und heute dafür tun?