„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“

(Elie Wiesel, Schriftsteller, Publizist und Holocaust-Überlebender)

Während der Corona-Pandemie war nach wenigen Monaten von einer Corona-Diktatur und einem Impfzwang die Rede. Die das sagten, erinnerten an 1933, an das Ermächtigungsgesetz. Und so gingen sie für ihre Freiheit auf die Straße, reckten dabei Transparente in die Höhe, auf denen u.a. Karl Lauterbach, Angela Merkel, Christian Drosten und Dunja Hayali in Knast-Kleidung zu sehen waren. Millionen Menschen gingen da mit, trugen das mit. Es ging für sie in erster Linie darum, sich frei bewegen zu wollen, keine Maske tragen und sich nicht impfen lassen zu müssen. Wer da AUCH mitging, diese Schilder hochreckte und versuchte den Reichstag zu stürmen?

„Also, das ist ja unerhört, ich bin doch keine Rechte / kein Rechter. Immer wird man gleich mit Rechten in einen Topf geschmissen, wenn die Argumente ausgehen. Nichts darf man hier mehr sagen…“

Corona, die Klimakrise und die vielen weiteren Krisen, die wir als Menschheit mit unserer Lebens- und Wirtschaftsweise produziert haben, zeigen Folgen. Sich diese Folgen zu stellen, sie einzudämmen, auf Fleisch, aufs Auto zu verzichten, sich ggf. mal eine neue Heizung einbauen zu müssen, sich gerade mal keinen „richtigen“ Urlaub mehr leisten zu können – das schmeckt nicht jedem.
Und ach, da sind ja auch noch diese Menschen, die aufbegehren, weil sie so lange Zeit diskriminiert wurden und immer noch werden – und die jetzt gesehen und akzeptiert werden wollen und die sich wünschen, auch endlich mit ihrer Identität, ihrem Geschlecht bezeichnet zu werden?
„Das ist ja völlig unerhört, doch alles viel zu kompliziert, ging doch früher auch SO!“
Ja, die Lage ist komplex und kompliziert.
Da neigen wir dazu, nach einfach Lösungen zu rufen, Lösungen, die uns suggerieren, es könne alles beim Alten bleiben. Stolzmonat statt Pridemonth usw.
Die Boulevard- und Springer-Medien stimmen mit ein, liefern uns die Vokabeln, die es braucht, um dagegen zu grölen, damit wir uns nicht verändern müssen: GEZ-Zwangsgebühren, Heiz-Hammer, Klima-Terroristen, Wokistan. Und jetzt leidet auch noch der Bürgermeister von Sylt an Burn-out? Wegen der Klima-Chaoten und lästiger Punks – NATÜRLICH!!
Jetzt ist es passiert, nachdem es sich in den vergangenen Wochen in aktuellen Wahlprognosen unheilvoll ankündigte: Der erste AfD-Landrat ist in Sonneberg gewählt.
Was diejenigen, die Herrn Sesselmann in den Sessel gehoben haben, damit fabriziert haben, fasst Focus-Redakteur Christian Masengarb, der selbst aus Sonneberg stammt, treffend zusammen:
„Die AfD verschärft die Probleme, die es in Sonneberg wirklich gibt. Wo praktisch der gesamte Wald stirbt, hat die Mehrheit für eine Partei gestimmt, die den Klimawandel leugnet. Wo die Menschen auf Touristen hoffen, vergraulen sie mit ihrer Wahlentscheidung Urlauber. Wo viele junge Leute in Städte wegziehen, wählen die Sonneberger einen Landrat, vor dem noch mehr Menschen davonlaufen.“

Sonneberg ist eine Drohung.

Lass das einen Einzefall bleiben.

ggg

Was uns blüht, wenn die AfD in weiteren Kommunen oder sogar auf Landes- und/oder Bundesebene weiter zunimmt und möglicherweise sogar an die Regierung gelangt, darauf hat uns Björn Höcke am vergangenen Sonntag einen Vorgeschmack gegeben, als er genüsslich sagte „mit starkem Besen solle eine feste Hand und ein Zuchtmeister den Saustall ausmisten“. Danke an die ZEIT, die diese Aussagen dokumentiert hat. Ähnlichkeiten mit den Knast-Transparenten, die während der Corona-Demos hochgereckt wurden, sind bestimmt nicht zufällig. HIER sind Vergleiche und mahnende Erinnerungen an 1933 durchaus angebracht.
ggg
Wir dürfen es nicht soweit kommen lassen. Klar braucht es tiefgreifende Veränderungen, es braucht große Transformationen in allen gesellschaftlichen Bereichen, in den Medien, bei den Parlamenten, in Unternehmen. Doch Menschen, die offensichtlich lediglich zerstören wollen, deshalb aus Protest das Ruder zu übergeben, ist debil und verrückt.
ggg
Lassen wir Fakten sprechen: Die AfD ist NICHT die Partei der kleinen Leute. Sie goutiert die Reichen und bedient Eigeninteressen. Sie will unterdrücken. Nach ihr die Sintflut.
ggg
In den vergangenen Tagen habe ich ein Buch wieder hervorgeholt: „Wenn die Hoffnung stirbt, geht´s trotzdem weiter“ von Jean Peters, dem Mitgründer des Peng-Kollektivs. Er tortete einst Beatrix von Storch – in den ersten Tagen der AfD.
ggg
Ich wünsche mir, dass die Hoffnung bleibt. Dafür gilt es jetzt zu gehen, indem wir „Leben retten statt zerstören, Arbeit regenieren statt erschöpfen, Güter teilen statt verwerten und Eigentum pflegen statt beherrschen“ wie Jean Peters, dies so schön zum Ende seines Buchs, die Philosophin Eva Redecker zitierend, beschreibt.
ggg

JETZT gilt es. Gehst du mit?